Reachers Pferd wies den Weg und seine H?nde waren gefesselt, ganz ?hnlich, wie Cadmuns H?nde am Morgen. Der einzige Unterschied war, dass er nicht bewusstlos war oder über den Boden geschliffen wurde. Der Weg war lang. Im Dunkeln war er nicht dazu in der Lage, die Wege oder Felder zu erkennen, durch die sie liefen. Sein einziger Orientierungspunkt war der Turm des Anwesens auf dem Hügel. Es fühlte sich an, als würde der Turm selbst sie da unten beobachten. Aus der Position des Turms in Relation zum Herrenhaus schloss er, dass sie auf der Ostseite des Herrenhauses waren und Richtung Norden liefen. Weg vom Sklavenlager.
Montgomery hatte den Befehl bekommen, allein zum Sklavenlager zurückzukehren und er blieb eingekesselt zwischen den zwei Rittern zurück. In gewissem Sinne war er ganz allein. Ein Anflug von Grauen begann sich in ihm breitzumachen, als sie mitten im Nirgendwo pl?tzlich den Pfad verlie?en und auf eine Hütte zu liefen, die komplett aus Metallplatten gebaut war. W?hrend sie weiter den Hügel hinabstiegen, stellten sich ihm die Nackenhaare auf. Dieser Ort fühlt sich falsch an.
Vor der Hütte stand Becket und wartete mit einer Fackel in seiner Hand. Ein Seil, das von seinem Pferd wegführte, endete bei einem gefesselten Mann, der hinter dem Pferd stand. Es war Cadmun! Seine Erleichterung hielt nicht lange an, da er bei genauerer Betrachtung des Mitsklaven realisierte, dass er mit Schnitten übers?t und seine Lumpen blutgetr?nkt waren. Cadmun wirkte verwirrt angesichts der Situation, fast schon ?ngstlich. Wenigstens ist er am Leben.
Becket und Reacher brauchten nur ein paar Kopfbewegungen, um sich zu verst?ndigen. Reacher ritt zu Cadmun und tippte ihm auf den blanken Sch?del. Seine Schnitte verschwanden. In diesem Moment bemerkte er zum ersten Mal, dass Reachers Hand beim Heilen von einem leichten roten Leuchten umgeben war. Ohne ein weiteres Wort setzte Becket sein Pferd in Bewegung. Cadmun erkannte, dass dies bedeutete, dass sie die Pl?tze tauschten, sah ihm in die Augen. Sein Ausdruck hatte sich von ?ngstlich zu besorgt ver?ndert. Besorgt darüber, was ihn in der Hütte erwarten würde. Selbst als Beckets Pferd an dem Seil zog, mit dem er gefesselt war, hielt Cadmun den Blick. Ist das eine Warnung?
Reacher verlor keine Zeit. Er stieg von seinem Pferd ab und ?ffnete die Tür der Hütte.
?Komm schon“, sagte der Streitkolben, ?lass es uns hinter uns bringen.“
Reachers Stimme fehlte die übliche Autorit?t.
?Geht es dir gut?“, fragte er den Streitkolben.
Reacher war von seiner Frage überrascht.
?Solltest du dich nicht um dich selber kümmern?“
Reacher zog an dem Seil und führte ihn in das dunkle Innere der Hütte. Das erste was er bemerkte war der scheu?liche Gestank. Ein ranziger Geruch biss ihn in die Nase und er musste sich fast übergeben. In den fauligen Gestank mischte sich ein Hauch von Eisen. Der Gestank war so stark, dass er die ekelhafte Mischung regelrecht schmecken konnte. Das n?chste, was ihm auffiel, waren seine zitternden H?nde. Er spürte nicht zum ersten Mal kaltes Metall unter seinen Fü?en. Trotzdem dauerte es einen Moment, bis er realisierte, dass das Innere des Schlachthauses eisig kalt war. Von der K?lte unbeeindruckt führte Reacher ihn in die Mitte des Raumes und er h?rte etwas platschen.
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?Natürlich“, murmelte der Streitkolben.
Er trat selbst auch in die Pfütze und erkannte sofort, um was es sich dabei handelte. Anders als Reacher trug er keine Stiefel und so spürte er, wie sich die kalte Flüssigkeit zwischen seinen Zehen ausbreitete. Ein Schauer lief seinen Rücken herunter, nicht vor K?lte, sondern vor lauter Ekel.
?Da ist es ja“, sagte Reacher.
Der Streitkolben hatte an der niedrigen Decke nach etwas gesucht, woran er das Seil befestigen konnte. Reacher zog das Seil so weit hoch, dass er die H?nde über den Kopf halten musste. Er war gezwungen zu stehen. Sein Atem ging flach und er konnte seinen schnellen Herzschlag spüren. Was ist das für ein Ort? Und was wird mit mir passieren?
?Stehst- Stehst du bequem?“, fragte Reacher.
Was? Was ist das denn für eine Frage?
?Nein“, antwortete er, ?nicht wirklich.“
Reacher entschuldigte sich: ?Ich musste noch nie einen Spieler hier anbinden.“
Der Streitkolben schwieg für einen Moment. Er schaute sich in dem Raum nach irgendetwas um, aber er konnte nicht finden, was er suchte.
Schlie?lich sagte der Streitkolben halbherzig: ?Lass dich nicht unterkriegen!“
Unangenehmes Schweigen füllte den Raum. Falls das ein Versuch war, einen Scherz zu machen, dann ist er kl?glich gescheitert.
Sie h?rten eine Stimme von drau?en.
?Bist du fertig? Es ist Zeit zu gehen.“ Es war der gepanzerte Ritter. ?Wir müssen zurück.“
Reacher sah ihn ein letztes Mal an, tippte ihm auf die Schulter und lie? ihn in der Hütte allein zurück. Die Tür knallte ins Schloss und sperrte das Mondlicht aus. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Augen endlich an die Dunkelheit gew?hnten. Die Hütte hatte keine Fenster. Die einzigen ?ffnungen waren ein paar schmale Schlitze in der Decke, die aber die Hütte nicht wirklich erhellten. Der Mangel an Licht überlie? den Gro?teil des Raumes seiner Fantasie und schon bald begann er tanzende Schatten in den Ecken des Raumes zu sehen. Er schloss die Augen und versuchte, sie zu ignorieren. Alles, was er wahrnehmen konnte, war das sporadische knarzen des Metalls um ihn herum und die N?sse der Pfütze von… Was auch immer es war, worin er stand. Sein Herzschlag hatte sich beruhigt, was er merkwürdig fand, angesichts der Umst?nde. Ich fühle mich ruhig… und müde.
Das war der Moment, in dem ihm auffiel, dass ihm nicht mehr kalt war. Genau genommen fühlte er eine Art W?rme von innen. Er vermutete, dass Reacher ihm eine Art Geschenk hinterlassen hatte. Bei genauerem Nachdenken viel ihm auf, dass Reachers Verhalten jetzt sich eindeutig von seinem Verhalten in der H?hle unterschied. Aber warum ist das so? Was hat es mit der ganzen ?Player‘ Sache auf sich? Und was ist mein Status?
Seine Gedanken kreisten noch um die Sorgen, was passieren würde, wenn der Baron oder irgendein Abenteurer auftauchen würde aber seine Ersch?pfung wuchs unkontrollierbar. Was zur H?lle hat Reacher getan?
Er versuchte, seine Augen erneut zu ?ffnen, aber seine Augenlider waren bereits viel zu schwer dazu. Der Anflug von Panik, der angesichts dessen in ihm aufkam, wurde fast augenblicklich von der Müdigkeit, die ihn überkam erstickt und er schlief ein.
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